1904 Hamburg
1983 London
Bill Brandt, geboren am 3. Mai 1904 in Hamburg in einer deutsch-englischen Familie, verbringt den größten Teil seiner Kindheit in Schleswig-Holstein. Mit 16 Jahren erkrankt er an Tuberkulose, weshalb er 6 Jahre in einem Sanatorium in Davos (Schweiz) behandelt werden muss. Endlich befreit, geht er nach Wien, wo er in einem Porträtstudio arbeitet. 1929 zieht er in die Künstlermetropole Paris, wo er Bekanntschaft mit Breton, Duchamp, Man Ray und Brassaï macht. Bill Brandt assistiert drei Monate bei Man Ray und setzt sich intensiv mit dem Surrealismus auseinander. 1932 siedelt er nach London über, wo er als freier Bildjournalist u.a. für "Lilliput" und die "Picture Post" fotografiert. Brandt erkundet das damalige England in all seinen Facetten. Er fotografiert die Adligen bei den Pferderennen, aber auch die verarmte Arbeiterschaft der Industriestädte Nordenglands. Seine Bilder spiegeln die Situation in England während der Weltwirtschaftskrise und das Leben der dortigen Mittel- und Oberschicht wieder.
1936 erscheint sein erster Fotoband "The English at Home", zwei Jahre später der Band "A Night in London". Während des Zweiten Weltkriegs hält er die Schutzsuchenden in den Londoner Luftschutzkellern eindrücklich fest. In den 40er und 50er Jahren fertigt Bill Brandt eine Reihe markanter Porträts von Künstlern und Schriftstellern, darunter Francis Bacon und Graham Greene an.
Nach dem Krieg sucht Bill Brandt neue Herausforderungen, wendet sich vom Fotojournalismus ab und beschäftigt sich mit Akt- und Landschaftsfotografie. Besonders beeindruckend sind dabei seine Aktfotografien, die er mit einer alten Kodak-Kamera und einem Weitwinkelobjektiv erstellt und deren Ästhetik an Filme von Hitchcock oder Wells erinnert. Bill Brandt fotografiert den weiblichen Körper teils aus ungewöhnlichen Perspektiven, was zu Verzerrungen und beinah abstrakten Formen führt. Der entsprechende Fotoband "Perspectives of Nudes" wird 1961 veröffentlicht und festigt seine Anerkennung als Künstler. Fünf Jahre später findet im New Yorker MoMA Bill Brandts erste Retrospektive statt. Sein Werk, das unverkennbar surrealistische und symbolistische Züge trägt, wird mehrfach ausgestellt und ausgezeichnet.
Bill Brandt stirbt am 20. Dezember 1983 in London.
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